Hundebegegnungen an der Leine – Voraussetzungen

Fragst du dich vielleicht, warum das Training trotz allem nicht funktioniert?

Dein Hund explodiert an der Leine und es wirkt, als könntest du rein gar nichts tun, um ihm zu helfen?

Spätestens dann ist es Zeit, die Basics anzusehen.

Eigentlich wäre es schön, wenn jedes Training damit beginnt, die Gesamtsituation für den Hund einzuordnen und zu durchleuchten. Leider wird das oft als unnötig übergangen und genau dann funktioniert das Training einfach nicht.

Vor allem Probleme mit Begegnungen entstehen oft als Symptom von anderen Ursachen. Werden die nicht erkannt, ist das Training gar nicht oder nur kurzzeitig wirksam.

Und das ist übrigens auch der Grund, warum gute Trainer eine sehr genaue Anamnese vorab oder im ersten Gespräch machen. Vielleicht wirkt das manchmal überflüssig oder du fragst dich, warum du eine Ruhezone aufbauen sollst, wenn doch das Problem draußen an der Leine stattfindet.

Natürlich kannst du jederzeit bei deinem Trainer nachfragen, welchen Sinn eine bestimmte Maßnahme hat, und das solltest du auch tun. Doch ein nachhaltiges Training inkludiert immer den Gesamtzustand des Hundes.

Was sind also diese Basics?

Gesundheit

Eine Blockade, Bauchweh, Gelenksschmerzen, Schwindel, Kopfschmerzen, Juckreiz… sind oft unerkannte Ursachen für Verhaltensprobleme.

Viele Hunde zeigen dieses Unwohlsein nicht, und es verunsichert sie aber. Dann entstehen Verhaltensprobleme. Auch Hunde, die plötzlich empfindlich an bestimmten Regionen reagieren, können leicht unter Schmerzen leiden.

Daher ist ein guter Check sehr wichtig. Je nachdem, wo der Verdacht hingeht, ist ein spezialisierter Tierarzt der geeignete Ansprechpartner. Hast du also das Gefühl, dein Hund hat kein sauberes Gangbild (oder wir Trainer sehen da etwas), ist ein Termin beim Osteopathen/Orthopäden/Physio-Tierarzt angesagt. Auch Schonhaltungen können leicht zu Verspannungen und damit zu Unwohlsein oder Schmerzen führen. Die wiederum beeinträchtigen die Kommunikation und natürlich auch den Hund ganz allgemein.

Hat der Hund dagegen öfter Durchfall, ist das auch nichts, was man einfach ignorieren sollte. Klar kann Durchfall durch Stress entstehen, es kann aber auch immer eine organische Ursache haben.

Eine kleine Anekdote an dieser Stelle:

Sammy hatte immer mal wieder Durchfall. Es gab einen ganz klaren Zusammenhang mit Aufregung. Trotzdem wollte ich es „nur sicherheitshalber“ abgeklärt haben. Also Kotprobe zum Tierarzt. Diagnose: Bauchspeicheldrüse funktioniert nicht richtig. Durch ein Blutbild bestätigen lassen und ab sofort bekommt er ein Enzym ins Futter.

Sein Verhalten war übrigens völlig normal 😉

Du siehst also, es ist nicht immer super offensichtlich, wenn etwas nicht stimmt. Aber lieber einmal mehr abklären als einmal zu wenig.

Du kennst das ja sicher auch. Ein kleiner dauerhaft juckender Insektenstich, und wir werden reizbarer… ok ich muss zugeben, ich bin immer im Sommer komplett zerstochen und vielleicht deshalb sensibel, aber im Endeffekt geht es unseren Hunden mit Unverträglichkeiten oder Allergien genauso.

Nächster, gern übersehener Punkt ist Stress.

Im besten Fall ist Stress ein immer mal wiederkehrender Impuls und damit weder ungesund noch bedenklich. Doch leider ist das oft nicht der Fall. Unsere Hunde sind im täglichen Leben sehr gefordert und dann haben sie oft noch einen Wochenplan, der jeden Leistungssportler an die Grenzen treiben würde.

Es folgt also ein Stressor dem anderen und damit kann sich der Organismus nicht erholen. Es entsteht chronischer Stress und der macht krank.

Jetzt mag man sagen, dann gibt es eben kein so dichtes Programm und alles ist ok.

Doch leider sind nicht nur solche Hunde betroffen. Jedes Individuum ist speziell und für manche Hunde ist schon eine Runde in unbekanntem Gebiet bei bestimmter Länge, überfordernd. Andere sind bereits von dem Zusammenleben mit ihren Menschen überfordert (Stichwort Angsthund).

Es ist also wichtig, sich den Alltag des Hundes anzusehen und mögliche Überforderungen weg zu streichen. Natürlich kann der Hund schon was erleben, doch dann sollte eben wieder Ruhe folgen.

Anspannung und Entspannung sollte also immer eine abwechselnde Welle bilden.

Kommt also zB Besuch ins Haus und dein Hund findet das sehr aufregend, ist am nächsten Tag Pause angesagt 😉

Um chronischen Stress zu erkennen, ist neben dem Verhalten ein Blick auf Schlaf und Ruhe notwendig. Hierfür kannst du ein paar Tage mitschreiben. Wie oft/lange schläft/ruht dein Hund und wie sieht er völlig entspannt aus?

Letzteres hilft dir auch, Schmerzen/Unwohlsein schnell zu erkennen.

Basic Nr. 3 ist der generelle Umgang

Kann sich dein Hund also völlig sicher in seinem Zuhause fühlen, oder muss er mit Strafen/Korrekturen rechnen, wenn er etwas „falsch“ macht?

Klar wird es immer Situationen geben, wo wir genervt reagieren oder vielleicht grantig. Doch Strafe (=Korrekturen) sollten niemals in einen Trainingsplan eingebaut werden.

Und da geht es gar nicht um funktionieren oder nicht (klar funktioniert das, wenn das Timing stimmt). Es geht einfach um das Gefühl, das es im Hund verursacht.

Natürlich wollen wir, dass sich unsere Hunde bei uns absolut wohl und sicher fühlen. Dann dürfen wir allerdings auch nicht als Überbringer negativer Emotionen auftreten.

Und keine Sorge, es ist nicht notwendig, dem Hund zu sagen, wenn er etwas falsch macht. Wenn du dieses Bedürfnis hast, kannst du dich natürlich gerne mit ihm an einen Tisch setzen und sein Fehlverhalten besprechen 😛

Zugegeben, ein bisschen provokant formuliert.

ABER einem Kind kann man zB erklären, warum man etwas nicht möchte. Ein Hund versteht diese Erklärung nicht. Daher ist es viel wirksamer, wenn wir einfach erwünschtes Verhalten verstärken (also häufiger machen). So wird unerwünschtes immer unnötiger für den Hund und wir sehen es seltener.

Brauchst du jedoch in einer Situation mal einen Verhaltensunterbrecher, versuch doch ein Aufmerksamkeitssignal. So kannst du deinen Hund nett unterbrechen und etwas anderes anbieten.

Das waren so meine Basics, die vor einem Trainingsbeginn unbedingt untersucht werden sollten. Natürlich ist auch die Deckung von (Grund-)Bedürfnissen wichtig. Also es gibt keine Zwingerhaltung, der Hund bekommt Mahlzeiten aus dem Napf (keine reine Handfütterung) und hat immer genug Wasser zur Verfügung. Zusätzlich kann er Bedürfnisse wie schnüffeln, erkunden, jagen (bis zu einem gewissen Grad), kuscheln usw ausleben. Das ist aber sicher ohnehin selbstverständlich 🙂

Und wenn du die Basics bereits abgecheckt hast, dann leg doch los mit Training 🙂

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