Warum die Leinenführigkeit nicht klappt

Viele Neuhundehalter sind anfangs sehr mit dem Thema Leinenführigkeit beschäftigt.

Egal ob Welpe oder 2nd Hand Hund, es ist wichtig, dass er ordentlich an der Leine läuft. Je größer der Hund, desto wichtiger wird natürlich dies Übung.

 

Doch oft begleitet dieses Thema die Teams bis ans Lebensende. Warum ist das so?

 

Erstmal ist dabei wichtig, welches Bedürfnis hinter dem Problem des Ziehens steckt. Denn für den Hund ist ja sein Verhalten niemals sinnlos (sonst würde er es ja nicht machen).

Anfangs ist nämlich eine gespannte Leine für den Hund auch nichts Angenehmes und viele Hunde bleiben erst mal stehen, wenn sich die Leine spannt (wenn sie das erste Mal angeleint sind). Doch da es immer wieder vorkommt, gewöhnt sich der Hund langsam daran und folgt anderen Motivationen.

 

Genau da haben wir auch das Bedürfnis (oder die… eigentlich sind es mehrere).

  • Der Hund möchte irgendwo hin, und beschleunigt
  • Der Hund hat ein schnelleres Grundtempo als der Mensch
  • Der Hund ist aufgeregt und legt einen Zahn zu

 

Und weil das Ziehen ja funktioniert – er gelangt hin, wo er will bzw rennt schneller – wird es immer wieder gezeigt.

Dabei gewöhnt sich der Hund immer mehr an das unangenehme Gefühl und durch die Übung wird das Verhalten immer mehr zur Normalität.

 

Leider ist es ja mit allem im Leben so… was man häufig übt, kann man irgendwann immer besser.

 

Also wird überall fleißigst trainiert und die Menschen sind super motiviert… anfangs.

Denn mit häufiger werdenden Misserfolgen steigt die Frustration, während die Motivation fürs Training sinkt. Und das an beiden Enden der Leine.

 

Bitte versteh mich nicht falsch, es gibt sehr viele Mensch-Hund Teams, bei denen das Training super schnell und einfach klappt. Es handelt sich also nicht um Hexenwerk 😉

 

Doch warum funktioniert das Leinenführigkeitstraining auch so oft nicht?

 

Der Hund weiß nicht, worums geht

Besonders, wenn schon eine lange Gewöhnung an den Zug stattgefunden hat, erkennen manche Hunde den Unterschied nicht als Bedeutsam an.

Sie wissen schlicht weg nicht, was der Mensch von ihnen will.

 

Manchmal ist es auch so, dass eine Methode gewählt wird, bei der ständige Konsequenz nötig ist. Ein Beispiel hierfür ist das Stop and go. Also du bleibst stehen, wenn dein Hund zieht.

Das funktioniert nur, wenn es absolut immer gilt.

Denn wenn der Hund mal Erfolg hat mit dem Ziehen und mal nicht, wird das Ziehend variabel belohnt. Das führt bei jedem Verhalten dazu, dass es immer wieder gezeigt wird und viel Frust aushält.

Ich kenne wirklich wenig Menschen, die immer so konsequent sein wollen. Zumal es ja auch enorm frustrierend ist für beide Teammitglieder, wenn man anfangs bei jedem Schritt steht.

 

Auch Methoden, bei denen der Hund blockiert, geruckt oä wird führen oft zu Fehlverknüpfungen. Der Hund erhält die Strafe, weiß aber garnicht warum. Möglicherweise bringt er es mit dem vorbeifahrenden Auto, dem Untergrund, einem Geräusch oder Frauchen in Verbindung.

 

Wir sollten uns dabei immer vor Augen halten, dass es einfacher ist etwas zu tun, als etwas nicht zu tun. Versuche also dein Ziel immer so zu setzen, dass es ein Toter nicht ausführen kann („Toter Mann Regel“).

zB „der Hund soll nicht ziehen“ => kann ein Toter ausführen

„der Hund soll an der Leine in einem 2,5m Radius um mich herum bleiben“ => kann ein Toter nicht ausführen

 

Ist ein bisschen makaber, aber dadurch merke ichs mir gut J

 

Motivation

Hier entscheiden wir, wie einfach oder schwer wir es uns machen wollen.

Als Trainingseinstieg eignet sich immer eine Umgebung, wo kaum Ablenkung zu finden ist. So vermeiden wir, dass der Hund zwischen verschiedenen Motivationen entscheiden muss (zB Wildspur vs Frauchen).

 

Hast du schon etwas Übung und klappt die Leinenführigkeit mit wenig Ablenkung gut, kannst du diese langsam steigern. So erhältst du ein zuverlässiges Verhalten (es gilt immer).

 

Aufregung

Unsere Hunde haben oft einen Stundenplan, da wird einem schwindelig. Jeden Tag steht etwas anderes auf dem Programm, um bloß nicht zu wenig Auslastung in den Alltag zu bringen.

Doch leider führt das meist dazu, dass die Ruhephasen zu kurz kommen und der Stresspegel steigt.

 

Auch dauerhafte Stressoren führen zu einem erhöhten Pegel und behindern das Lernen bzw machen irgendwann krank. Häufig ist hier, wenn der Hund nicht alleine bleiben kann, es aber immer wieder muss (und für manche reicht hier schon, wenn sie nicht auf die Toilette mit dürfen).

Oder aber durch den Umgang im Alltag weiß der Hund nicht, wann er wieder Ärger für irgendwas bekommt.

 

Ist also der Stresspegel des Hundes zu hoch, sinkt die Konzentrationsfähigkeit, während das Tempo und der Muskeltonus steigen. Wir haben einen „Hibbelhund“.

Diese Hunde wirken gehetzt, so als ob sie alles gleichzeitig und in kürzester Zeit machen wollen bzw aufnehmen wollen (hektisches Schnüffeln).

Mit so einem Hund ist Leinenführigkeitstraining kaum möglich und macht keinen Spaß.

 

Hier wäre der erste Schritt Ruhe reinbringen, Alltag anpassen um Stressoren auszuschalten und oft erledigt sich das Thema Leinenführigkeit von allein.

 

In diesem Sektor sind auch sehr oft frisch adoptierte Tierschutzhunde und Welpen zu finden. Für sie ist draußen eigentlich alles noch überfordernd (zusätzlich zur kompletten Lebensveränderung). Ein Spaziergang ist nicht notwendig und ein Leinenführigkeitstraining kann getrost verschoben werden 😉

 

Zu große Trainingsschritte

Wir wollen zu schnell zu viel.

Der Hund schafft super 3 Schritte an lockerer Leine und wir verlangen im nächsten Schritt 10m. Der Hund beginnt dazwischen zu ziehen und wir bauen uns so Fehler ein.

 

Oft höre ich dann: „ich kann ja nicht die ganze Zeit Leckerli geben“… Doch J

Wir unterschätzen gewaltig, wie anstrengend Leinenführigkeitstraining für den Hund ist. Er muss ein unnatürliches Tempo annehmen und schauen, wo Frauchen ist. Dabei an so vielen Gerüchen vorbeigehen, die ja doch irgendwie interessant sind.

Du kannst das gut selbst probieren, indem du mit jemanden an der Hand (oder Leine) gehst, der entweder deutlich schneller oder langsamer als du selbst bist. Die Koordination der Beine wird plötzlich durchaus herausfordernd.

Es ist also eine echte Leistung.

Daher darf auch die Belohnungsrate richtig hoch sein.

 

Keine Sorge, das baut sich mit der Zeit dann ab.

 

Wie du siehst, kann es an einigen Stellen Stolperfallen geben.

Daher macht ein Trainertermin so viel plötzlich so einfach 😉

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