Warum das Verhalten an der Leine nicht das eigentliche Problem ist

Wenn unserer Hunde ziehen wie verrückt oder andere Hunde lautstark vertreiben und uns dabei fast umreißen, ist das ein sehr eindeutiges Zeichen, dass etwas nicht stimmt.

Doch das offensichtliche ist nicht unbedingt das wirkliche Problem.

 

Ich erlebe oft, dass bei einem ziehenden Hund (meist in der Pubertät) die Leinenführigkeit trainiert wird. Oder beim Hund der ausrastet wird möglichst viel an anderen Hunden trainiert.

Und in seltenen Fällen ist das auch der einzig notwendige Weg.

 

Viel öfter jedoch wird dabei so viel auf der Strecke gelassen, was der eigentliche Grund hinter dem Problem ist, dass das Training nichts bringt.

Wir müssen in die Tiefe gehen, statt an der Oberfläche zu kratzen, um für unsere Hunde wirklich etwas zu verändern und ihnen ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Schaffen wir das, werden auch die Probleme verschwinden und wir werden die gemeinsame Zeit wieder genießen können.

Sehen wir uns also die häufigsten eigentlichen Ursachen an.

 

Ursache 1: Stress

Vor allem Junghunde haben einen erhöhten Stresspegel. Das passiert schon allein durch die hormonelle Umstellung und Gehirnentwicklung, ohne dass wir etwas dazu beitragen müssten.

Oft passiert es jedoch, dass diese Tatsache im Alltag untergeht und die besonderen Bedürfnisse eines Pubertierenden nicht passend berücksichtigt werden.

So entsteht ein ständiger Streit zwischen genervten Eltern und pubertierendem Hund. Beide fühlen sich vom anderen provoziert und verarscht. Das führt meist zu strengerem Umgang, der wiederum den Stresspegel in die Höhe treibt.

Du siehst, es entsteht ein Teufelskreis.

 

Doch nicht nur pubertierende Junghunde erleben so einen erhöhten Stresspegel.

Oft ist ein viel zu voller Alltag bei viel zu wenig Schlaf die Ursache. Wir vergessen schnell, dass unserer Hunde ein deutlich höheres Schlafbedürfnis haben als wir Menschen (na gut mit Ausnahme von Kraftsportlern, die kommen dem schon näher).

Deshalb ist hier auch eine Schätzung keine gute Idee. Wir brauchen wirklich objektive Fakten. Und die bekommen wir, wenn wir einfach mal mitschreiben, wann der Hund ruht und schläft.

Das Ergebnis ist oft erschreckend.

 

Dann müssen wir noch beachten, dass gestresste, alte, junge, kranke Tiere mehr Schlaf brauchen. Wenn wir also einen Hund haben, der ständig zieht oder ausrastet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er mehr Schlaf braucht.

Dasselbe gilt für Welpen, die oft durch den Druck der Sozialisierungszeit (er muss möglichst schnell möglichst viel kennenlernen) die Schlaf- und Ruhezeiten schrumpfen. Auch das führt zu einem Junghund, der komplett durch den Wind ist und überhaupt nicht mehr mitmachen kann.

 

Was können wir also machen?

Wir sehen uns an, was unsere Hunde stresst (hier sind Mut und Ehrlichkeit gefragt) und reduzieren erst einmal alles, was wir können. Gewisse Dinge werden bestehen bleiben, so ist das Leben. Aber durch eine deutliche Reduktion ist oft schon viel gewonnen.

In diese Kategorie gehört im Übrigen auch die körperliche und geistige Gesundheit. Hat der Hund also immer mal wieder Durchfall, stinkt oder geht/sitzt irgendwie schief, sollte ein spezialisierter Tierarzt (nicht der Haustierarzt) gründlich untersuchen.

Die geistige Gesundheit führt uns dann auch gleich zu…

 

Ursache 2: Angst

Auch hier handelt es sich um eine extrem unterschätzte Ursache. Und je größer und kräftiger der Hund, desto mehr wird sie unterschätzt.

Wenn wir an Angst denken, sehen wir einen panisch weglaufenden oder zitternd in der Ecke kauernden Hund. Angst hat aber sehr viele Gesichter und nicht jedes ist so offensichtlich.

 

Es kann sich um Angst in der Situation handeln. Der Hund kommt einem Artgenossen auf einem schmalen Weg entgegen und weiß nicht recht, wie er sich verhalten soll. Immerhin geht der andere doch sehr gerade und schnell auf ihn zu (sehr unhöflich).

Dieser fehlende Plan macht ein schlechtes Gefühl. Hier sprechen viele dann von Unsicherheit. Die ist jedoch nichts anderes als Angst.

Der Hund wird sich so lange zusammenreißen, bis er es nicht mehr aushält, und dann explodieren. Der andere Hund geht vorbei und unser Hund hat ein Gefühl der Erleichterung und des Erfolges… immerhin hat sein Ausrasten den anderen vertrieben (dass der ohnehin weiter gegangen wäre, weiß unser Hund ja nicht).

 

Genau so kann unser Hund auch das Wetter oder bestimmte Geräusche oder Gerüche ein wenig unbehaglich finden. Er kann sie nicht einschätzen und ist beunruhigt.

Auch hier steckt Angst dahinter und sie äußert sich sehr wahrscheinlich in Ziehen an der Leine.

 

Es kann sich aber auch um generelle Ängste handeln, die gar nicht unbedingt etwas mit der Situation zu tun haben.

Fürchtet sich ein Hund also vor Gewitter und es ist gerade Gewittersaison, ist er ganz allgemein angespannter und leichter reizbar.

Wir merken die Angst vielleicht nicht, die Reizbarkeit aber beim Bürsten oder die Anspannung beim Ziehen an der Leine.

 

Auch eine unsichere Lebenssituation kann so eine dauerhafte Anspannung auslösen. Das passiert oft, wenn Hunde in Haushalten mit gewalttätigen Menschen leben. Aber auch in Haushalten mit Kindern, wenn nicht penibel darauf geachtet wird, dass der Hund „unversehrt“ bleibt.

Und oft unterschätzt wird, dass so eine dauerhafte Unsicherheit auch auftritt, wenn bestimmte Trainingsmethoden (zB Korrekturen, Blockieren, Rucken usw) verwendet werden.

 

Der häufigste und heftigste Fall in Bezug auf die Angst ist allerdings Trennungsangst. Hierbei verfallen die Hunde in ein Gefühl von Panik, sobald sie alleine sind und bleiben in dieser Emotion, bis die Erleichterung (also jemand kommt zu ihnen) eintritt.

Auch hier müssen die Symptome nicht eindeutig und nicht auffällig sein.

Es gibt Hunde, die leiden still und das einzige Symptom ist die Reizbarkeit, die sich zB durch Randale an der Leine, durch Knurren über Futter oä äußert.

 

Du siehst, wir müssen genau hinsehen, um unseren Hunden wirklich nachhaltig helfen zu können und die Emotion von zu viel Aufregung oder Angst in Entspannung und Freude zu verwandeln und so das Problem ein für alle Mal zu lösen.

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