Warum Hunde Probleme machen

Und was wir dagegen tun können

Leider ist es nicht selten, dass der Haussegen mit unseren Hunden schief hängt.

Der eine bellt die ganze Nachbarschaft zusammen, wenn er alleine bleiben muss, der andere randaliert an der Leine, wenn er andere Hunde (oder Menschen sieht) und viele leben durch diverse Ängste extrem eingeschränkt.

 

Für uns Menschen ist jedes Problem mit dem Hund eine emotionale Geschichte. Sehr schnell fühlen wir uns hilflos oder fragen uns, ob wir überhaupt die richtige Person für diesen Hund sind oder ob wir etwas falsch machen und so das Verhalten auslösen.

Da hilft es auch nicht, dass (vor allem in Social Media) oft behauptet wird, das Problem läge immer am anderen Ende der Leine.

So machen wir uns nicht nur selbst Vorwürfe sondern werden auch zum Opfer von Anfeindungen oder Spott im Umfeld.

 

Da braucht es nichts mehr als schnelle Lösungen um die Probleme aus der Welt zu räumen und endlich das gemeinsame Leben zu genießen.

Doch dafür müssen wir verstehen, warum unsere Vierbeiner eigentlich zum „Problemhund“ werden.

Glücklicherweise gibt es da ganz einfach nur 2 große Ursachen.

 

1 Die Rasse/das Zuchtziel

Bei kaum einem Tier auf der Welt hat der Mensch so extrem in die Natur eingegriffen wie beim Hund.

Über Jahrhunderte wurden durch züchterische Selektion bestimmte Rassen bzw Gruppen kreiert, die alle einen ganz speziellen Verwendungszweck hatten.

Heute werden jedoch die wenigsten Hunde für diese ursprünglichen Verwendungszwecke ihrer Rasse eingesetzt.

Sie leben als Familienhunde an unserer Seite.

Wenn ein Hund nun ein besonders starkes Bedürfnis nach Erfüllung seiner züchterischen Veranlagung empfindet, die er im Alltag nicht ausleben kann, wird er zunehmend unglücklicher und kann problematisches Verhalten zeigen.

Wir können uns das ungefähr so vorstellen, wie es uns in den Lockdowns der vergangenen Jahre erging.

Unsere alltäglichen Tätigkeiten plötzlich nicht mehr ausführen zu können hat uns unrund werden lassen.

So geht es auch unseren Hunden.

Dennoch können wir unseren Hunden auch nicht einfach erlauben zu tun, wofür sie gemacht wurden. Und das bezieht sich nicht nur auf diverse Jagdhunde.

Beispielsweise darf ein Cane Corso auch nicht jeden Menschen verjagen, der sich auf das eigene Grundstück verirrt (armer Postbote/Besuch).

 

2 Der Hund fühlt sich nicht wohl

Dieser Punkt greift auch den inneren Konflikt aus Punkt 1 auf, geht aber noch viel weiter.

Es gibt unglaublich viele Gründe, warum sich ein Hund unwohl fühlen könnte.

Deshalb bin ich immer froh, wenn zu Beginn eines Verhaltenstrainings die gesundheitlichen Aspekte abgeklärt werden. Sie sind oft nicht so einfach zu erkennen und müssen gar nicht super auffällig sein.

Ein Hund muss also nicht auf 3 Beinen laufen, um ein Problem zu haben. Da reicht schon eine Futtermittelunverträglichkeit und daraus resultierendem Juckreiz oder ständigem Sodbrennen.

Sicher kannst du dich hier in den Hund hineinversetzen, denn auch uns macht es wahnsinnig, wenn es ständig juckt (willkommen in der Gelsen-Saison).

Es lohnt sich also, hier genau hinzusehen.

 

Doch auch abseits der Gesundheit gibt es viele Gründe für ein Unwohlsein unserer Hunde.

Das offensichtlichste ist Angst. Es gibt sie in allen Formen und Farben und sie ist immer eine riesige Einschränkung für die Lebensqualität.

Stell dir vor, du fürchtest dich vor lauten Geräuschen und wohnst aber an einer Hauptstraße in der Innenstadt. Der ständige Stresspegel, der durch die Angst schön hoch gehalten wird, wirkt sich nicht nur auf das Verhalten, sondern auch auf die Gesundheit aus.

Ebenso leben viele Hunde mit der ständigen Angst vor ihren Menschen oder Artgenossen.

Und selbst, wenn kein anderer Hund im Haushalt lebt, und die eigenen Menschen als sicher erkannt wurden, sieht die Situation auf Spaziergängen wieder ganz anders aus.

 

Und dann ist die Frage, ob wir diese Angst erkennen.

Versucht der Hund zu flüchten, ist es noch recht einfach. Springt er aber bellend in die Leine, sobald er Mensch oder Hund in einer gewissen Distanz wahrnimmt, werden oft ganz andere Motivationen vermutet und die Angst bleibt unerkannt.

Und selbst, wenn dieses Verhalten nicht Angst sondern Frust als Hintergrund hat (kommt auch sehr oft zusammen vor), der Hund zeigt damit, dass er sich nicht wohl fühlt.

Kein Hund randaliert an der Leine, rennt weg, zerstört die Einrichtung oder beißt, weil er sich so sehr freut.

Er steckt in einer Situation fest, in der er sich massiv unwohl fühlt und er weiß sich nicht anders zu helfen.

 

Lösungen

Was können wir also tun, ganz egal welches Problem uns Sorgen bereitet?

Meiner Ansicht nach, ist der fairste Weg, unseren Hunden zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen. Immerhin bringen wir sie in diese Situationen (egal ob der ganze Alltag oder nur bestimmte Momente schwierig sind).

Wir müssen also zusehen, dass wir Bedürfnisse so gut es geht befriedigen und dafür sorgen, dass Situationen im Alltag so angenehm wie möglich gestaltet werden.

Das kann dadurch passieren, dass wir unseren Hunden einfach die Zeit verschaffen, eine Situation in ausreichend Abstand einzuschätzen.

Es kann auch bedeuten, dass wir aktiv an alternativen Strategien für die Situation arbeiten müssen.

Und es bedeutet auf jeden Fall artgerechte, bedürfnissgerechte Beschäftigung, die sowohl das Selbstbewusstsein als auch die Bindung fördert.

Wie das alles im Einzelnen aussieht hängt dann total vom Hund ab und das festzulegen ist genau wobei ich meine Teams unterstütze.

Es geht also nicht darum, dass sich der Hund gefälligst benimmt. Sondern darum, dass er sich so wohl fühlt, dass er gar nicht die Notwendigkeit sieht, sich daneben zu benehmen.

Und genau das können wir ihm schenken.

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